von Dr. Tobias Larisch

COVID-19 hat in den vergangenen Wochen zu großer Unsicherheit auf dem M&A Markt geführt und der Frage, wann Transaktionen wieder im großen Umfang stattfinden werden. Die Akteure sind indes nicht untätig, sondern bereiten sich auf das Wiederaufleben des Transaktionsgeschehens vor. Private Equity Investoren nehmen hierbei vermehrt auch börsennotierte Gesellschaften als Transaktionsziele in den Blick.

Private Investment in Public Equity – PIPE

So gibt es aktuell ein großes Interesse an PIPE Transaktionen, also Minderheitsbeteiligungen durch Private Equity an börsennotierten Gesellschaften. Getrieben wird dieser Trend von den gegenwärtig geringeren Börsenkursen, die einen günstigen Einstieg ermöglichen, bei gleichzeitig hohem Liquiditäts- und Finanzierungsbedarf der Gesellschaften. Allen Beteiligten ist hierbei sehr bewusst, dass eine Minderheitsbeteiligung bei einer börsennotierten Gesellschaft nur sehr geringen Einfluss ermöglicht. Die üblichen Ziele und Strategien der Private Equity Investoren werden sich bei einem PIPE-Investment daher nicht immer ohne weiteres verwirklichen lassen. Es bleibt daher abzuwarten, wie viele dieser Beteiligungen der Markt schlussendlich sehen wird.

Public-to-Private

Wir haben in Deutschland bereits vor COVID-19 mehr öffentliche Übernahmen durch Private Equity gesehen. Wir erwarten, dass sich dieser Trend, sobald die Talsohle der Krise erreicht ist, weiter fortsetzen wird. Großer Anlagedruck, intensiver Wettbewerb bei Auktionen und weiterhin hohe Bewertungen im deutschen M&A Markt lassen die generelle Bereitschaft von Finanzinvestoren P2P Transaktionen durchzuführen steigen. Zwar halten diese Transaktionen besondere Herausforderungen für die Bieter bereit. Viele Finanzinvestoren haben jedoch bereits erste Erfahrungen mit P2P Transaktionen in Deutschland gesammelt und in den Aufbau von entsprechendem Know-how investiert. Erfolgreich vollzogene P2P Transaktionen (wie die Übernahmen von WMF, Douglas, Stada oder VTG) haben einen zusätzlichen Verstärkereffekt, was die Einschätzung der Umsetzbarkeit dieser Art von Transaktionen anbelangt.

Wirtschaftlich besteht die Herausforderung für Investoren indes häufig darin, geeignete Zielgesellschaften zu identifizieren. Denn etliche interessante Targets verfügen über Ankeraktionäre oder befinden sich in der Hand von Familiengesellschaftern, die nicht ohne weiteres Willens sind, sich solchen Transaktionen in Zeiten unter Stress geratener Börsenkurse anzunähern.

Verschärfung des Außenwirtschaftsgesetz

Bei alledem gilt, sowohl bei PIPE als auch bei P2P, dass die Verschärfung des Außenwirtschaftsrechts, nicht nur in Deutschland, sondern über ganz Europa hinweg, diese Transaktionen vor noch weitere Herausforderungen stellen. Die EU hat sehr klar formuliert, dass sie die wertvollen börsennotierten Unternehmen vor einem „Ausverkauf“ schützen möchte. Der Anwendungsbereich dieser Kontrollen wurde erheblich ausgeweitet. Es gilt zu beobachten, in welchem Umfang die Behörden in den nächsten Monaten von ihren Befugnissen Gebrauch machen werden.